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reportagen & bilder von unterwegs:- a two months' walk in the yemen

 

 

a two months' walk in the yemen // 1987

Camera: mamiya 645 / lenses: 4 lenses from 40mm to 200mm / film: ilford fp4, ilford hp5, kodak tmx, kodak tmy

In 1994 120 photos had been dyed for exhibition purposes using sulphide toning followed by treatment with gold chloride. The files shown here imitate this toning ("röteltonung").

Zu den menschen auf den bildern:

Die  jemeniten des berglands gehören als zaiditen einer schiitischen glaubensrichtung an, die es nur im jemen gibt. Die männer tragen die dschambia (krummdolch) und gewehre, die frauen sind verschleiert. Die jemeniten der küstenebene sind schafiiten, also sunniten, die männer tragen keine dschambia und keine gewehre, die frauen sind nicht verschleiert. Die wenigen noch im norden bei sada lebenden jemenitischen juden - die grosse mehrheit ist nach israel ausgewandert - erkennt man an den schläfenlocken und daran, dass sie keine dschambia tragen.

In den grösseren städten (sana'a, sada, taiz) war 1987 das tragen von waffen verboten. (In meinem hotelzimmer in taiz war ein schild angebracht: "schusswaffen sind beim portier zu hinterlegen!")

Im übrigen ist die in unserer presse kolportierte interpretation des krieges im jemen als auseinandersetzung zwischen sunniten und schiiten nicht nur grob vereinfacht, sondern einfach falsch: es geht darum, dass die seit jahrhunderten auf ihre freiheit bedachten jemeniten sich gegen ihre reich und deshalb mächtig gewordenen arabischen nachbarn, also vor allem saudiarabien, zu behaupten versuchen.

Die jemenitische sicht der dinge, beispielsweise bezogen auf die situation deutschlands im jahr 1987, geht so: 1987 gab es noch zwei deutschlands, worauf ich im jemen oft angesprochen wurde - wenn man durch die berge wandert, kann man nicht einfach durch die dörfer durchmaschieren, sondern hat sich gefälligst mit den männern zusammenzusetzen, tee zu trinken und auskunft zu geben über die welt, aus der man kommt. Und wenn ich dann versucht habe, die spaltung deutschlands historisch verständlich zu machen und auf einen einfachen nenner zu bringen - "bei uns sitzen daher jetzt die amerikaner, im anderen teil deutschlands die russen" - , wurde ich gelegentlich mit der frage konfrontiert, warum nehmt ihr deutschen nicht einfach eure gewehre und schickt die russen und amerikaner zum teufel?

Der vor allem von saudiarabien ausgehende soziokulturelle druck auf die jemenitische gesellschaft - mehr als ein drittel der jemenitischen männer waren 1987 als "gastarbeiter" in saudiarabien und am golf beschäftigt - war zum beispiel daran zu erkennen, dass die traditionelle, also im wortsinn konservative bekleidung der frauen, die im jemenitischen hochland ein bunter gebatikter schleier ist - zu sehen daher noch bei den frauen in den dörfern - in den städten verdrängt wurde durch die schwarze vollverschleierung nach der strengen saudisch-wahabitischen bekleidungsvorschrift.

Wenn auf einigen bildern männer mit geblähten backen zu sehen sind, handelt es sich um die notorische, von allen jemeniten geschätzte und unbedingt eingehaltene nachmittägliche qat-pause, die das gesamte land in stillstand versetzt. Auf den bildern vom qat-markt in uddain sieht man die gebündelten zweige des qat-strauchs, deren blätter im mund zu einer kugel zusammengeballt werden und das schwache amphetamin cathin an den speichel bzw. das  dabei getrunkene wasser abgeben. Qat ist die für den jemen kulturspezifische droge, vergleichbar dem alkohol in deutschland, z.b. dem bier in bayern: bier - alkohol überhaupt - ist im jemen verboten, qat ist in deutschland verboten!

 

 

 

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