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reportagen & bilder von unterwegs: die luzerner strassenfasnacht 2022

 

 

 

die luzerner strassenfasnacht 2022

In der innerschweiz

Was auffällt: weniger fasnächtlerinnen und fasnächtler, weniger besucherinnen und besucher, weniger musiken, die sujets und die kostüme von 2020 oder vorher, keine aktuellen bezüge - ok, 1x "omikron und opikron", geschenkt -, wo ist die frühere kritik am zeitgeist geblieben? Klar - die pandemiebeschränkungen sind gerade zehn tage vorher aufgehoben worden und putin führt seit vier tagen krieg gegen die ukraine?

Was aber auch auffällt: in den sujets der basler fasnacht (laternen plus kostüme) werden (gesellschafts)politische entwicklungen erbarmungslos karikiert, in einer weise, die in deutschland oder anderen ländern unweigerlich als beleidigung gerichtlich geahndet würde - bischöfe werden nicht nur als ärsche bezeichnet, sondern als solche dargestellt, frau merkel peitscht als domina in lumpen gekleidete griechen durch die strassen, bluttriefende metzger schlachten übel zugerichtete kühe und schweine ab, fette priester begrapschen in beichtstühlen kleine jungs, chinesen essen von der kakerlake bis zum primaten alles, was bei drei nicht auf den bäumen ist. Weil das so ist, ist die basler fasnacht immer aktuell und spannend und trotz strengster formaler traditioneller regeln niemals altmodisch. Im gegensatz dazu ist die luzerner strassenfasnacht eher eine private phantasy-party mit starken anleihen aus der welt des herrn der ringe der achziger jahre des zwanzigsten jahrhunderts: halb tier halb mensch-monster zu hauf, totenschädel als standardrequisiten. Dabei war in den letzten jahrzehnten "quantität schlägt qualität" angesagt - alle monster immer grösser, totenschädel wie sand am meer. Erschreckt hat sich niemand mehr, gegruselt auch nicht. An die stelle des schreckens ist bewunderung für technische leistungen - die garantiert auch nicht billig zu haben sind - getreten. Sagen wir, wie es ist: so richtig spannend ist das nicht mehr. Eher ein bisschen altbacken.

Und während in den letzten jahren draussen in der welt (zürich, berlin...?) über kulturelle identität diskutiert wird, über kulturelle übergriffigkeit, z.b. blackfacing, und 2019 auch in basel heftigst darüber gestritten wurde (auch auf den fasnachtslaternen!), ob es vielleicht in der fasnacht doch grenzen gäbe oder ein begriff wie menschenwürde in der fasnacht gar nichts zu suchen habe, ist die zeit in luzern stehen geblieben: die aussereuropäische welt ist hier ein einziger grosser selbstbedienungsladen, in dem man sich bedient, um sich seine exotikklischees zusammenzuschustern - der mexikanische totenkult ist hier seit jahren DER renner! Wenigstens ist im "edlen wilden" dem wulstlippigen breit grinsenden dunkelhäutigen spassclown, angeblich afrikanischer herkunft, konkurrenz entstanden, ausgestorben ist er noch lange nicht. Ohne mich jetzt auf eine diskussion einlassen zu wollen, ob es grenzen für die darstellung von menschen in der fasnacht gibt und wo die wohl liegen mögen, bin ich gespannt, wie lang die luzerner es noch durchhalten werden, nicht zur kenntnis zu nehmen, was draussen in der welt verhandelt wird.

günter krämmer (fotograf...z.b.der luzerner fasnacht seit über vierzig jahren)

Link bilder luzerner und basler fasnacht seit 2008

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